Wo Menschen sind, wird auch gelernt - und in Zeiten des digitalen Wandels wird dieses Lernen zum E-Learning. Kaum eine Branche ist so vielfältig und entwickelt sich momentan so stark wie die des digitalen Lernens. Grund genug, einen genaueren Blick auf den Sektor zu legen: Wo steht der weltweite - und wo der deutsche - E-Learning Markt und was sind die Aussichten für die nächsten Jahre? Ein Überblick:
E-Learning, kurz für Electronic Learning, steht als Oberbegriff für “computer- oder netzbasiertes Lehren und Lernen”. Dies umfasst alle Lernformen, die durch digitale und elektronische Medien unterstützt werden und kann in der Praxis höchst unterschiedlich aussehen: E-Learning geht vom Erstellen von Lerninhalten, über Lern-Beratung bis zu dem Verkauf und der Lizenzierung von Tools für Lernen und Wissensmanagement. Maßgeschneiderte Lösungen gibt es genauso wie serienmäßige Angebote. Nicht umsonst spricht die Website “starting up” beim E-Learning von einem “Zukunftsmarkt” – aber wie genau sieht dieser Markt aus?
E-Learning in Deutschland: Starkes Wachstum beim digitalen Lernen
In Deutschland ist der “Zukunftsmarkt” E-Learning ganz klar florierend: Laut dem mmb Branchenmonitor wuchs der Umsatz des Bereichs 2018 um 14 Prozent. Damit lag die Branche deutlich über der Gesamtwirtschaft, die im gleichen Zeitraum nur um 1,5 Prozent wuchs. Der Deutschen E-Learning-Markt stattdessen erreichte 2018 – hochgerechnet auf 250 Unternehmen – erstmals den Umsatz von einer Milliarde Euro.
Woraus setzt sich dieser Markt zusammen?
Über die Hälfte des E-Learnings in Deutschland macht laut mmb das Anbieten und Verkaufen von digitalen Lerninhalten und E-Learning-Kursen aus. Die Kreation von Content war 2018 anteilig m Gesamtmarkt rückläufig, während der „Verkauf bzw. die Vermietung von Tools für E-Learning und Wissensmanagement“ mit knapp 20 Prozent im Vergleich zu 2016 gewachsen ist.
Die größte Anbieter im E-Learning Bereich waren 2018 WBS TRAINING, ComCave Group und SAP Education. Daneben gibt es jedoch zahlreiche weitere Anbieter – laut mmb konnten gerade die kleinen E-Learning-Unternehmen in 2017 Wachstum verzeichnen.
Rund zwei Drittel der E-Learning-Dienstleister bieten mehrheitlich „maßgeschneiderte“ Produkte und Dienstleistungen an, während ein Drittel serienmäßige Produkte herstellt. Dominante Themen und Inhalte für das digitale Lernen sind dabei Datenschutzrichtlinien wie die DSGVO, Compliance, Anwender- und Produktschulungen und das Weitergeben von IT-Fachkompetenzen.
E-Learning in Europa: für alle - und für die Kleinen
Der europäische E-Learning Markt machte 2016 etwa 20 Prozent des Gesamtmarktes im E-Learning aus. Analog zu den Wachstumsprognosen für den deutschen Markt, wird die Branche auch in Europa technavios Schätzungen zufolge von 2019 bis 2023 um etwa 15 Prozent wachsen.
Das hat seine Gründe: In vielen europäischen Ländern bewegt sich etwas beim Thema E-Learning. In Frankreich nutzten laut einer AFINEF-Studie bereits 2016 neun von zehn Firmen E-Learning Lösungen. In Dänemark bietet selbst die Regierung online E-Learning Kurse an: Unter anderem gibt es Trainings zu den Themen Geschlechtergleichberechtigung oder “Grünes Wachstum”, genauso wie Kurse für die dänische Sprache. Für diese E-Learning Module benötigen Interessierte ab 20 Minuten bis zu mehreren Stunden Zeit. Und Finnland hat E-Learning bereits als einen Teil seiner Strategie der “phänomenalen Bildung” aufgenommen: Dort sollen schon die Kleinsten von den Vorteilen des digitalen Lernens profitieren. Deutschland hat in Europa laut technavio den zweitgrößten Anteil am E-Learning-Markt, nur Großbritannien liegt mit 28 Prozent noch darüber.
E-Learning in der Welt: Globaler Anstieg mit Schwerpunkt in den USA
Laut Global Market Insights umfasste der globale E-Learning Markt 2018 190 Milliarden US Dollar – und das, obwohl der Markt noch jung ist. Seit Beginn des Jahrzehnts ist der Marktumfang des E-Learnings um 900 Prozent gewachsen und bleibt dem Trend treu: Auch von 2019 bis 2025 prognostiziert Global Market Insights eine jährliche Wachstumsrate von sieben Prozent. In 2025 würde der Markt laut Vorhersage dann etwa 300 Billionen US Dollar umfassen. Andere Prognosen entsprechen diesen Werten mit jährliche Wachstumsraten von fünf über 8.5 bis elf Prozent.
Der Grund für dieses Wachstum ist, dass E-Learning oft als Lösung für Budget- und Produktivitätsprobleme von Firmen gesehen wird. Angesichts sich ändernder Geschäftsanforderungen und des technologischen Fortschritts ist E-Learning häufig geeigneter als traditionellen Lehrmethoden. Es ist meist flexibler, erreicht mehr Mitarbeitende auf einmal, erreicht sie auch an verschiedenen Standorten und unterstützt verschiedene Sprachen. Kompetenzen die mithilfe von E-Learning weitergegeben werden sind vor allem jobspezifisch: Einerseits technische Fähigkeiten, genauso wie Softskills.
Den größten Anteil des globalen Marktes machen die USA aus, wo 2016 laut docebo die Hälfte des E-Learning Marktvolumens umgesetzt wurde. Das spiegelt sich auch in den Daten aus Amerikanischen Firmen wider: 2017 wurde in den USA in mehr als zwei Drittel aller Firmen online E-Learning eingesetzt. Die höchsten Wachstumsraten im Bereich E-Learning sind jedoch in aufstrebenden Ländern wie Myanmar, der Mongolei, Ruanda oder Sri Lanka zu finden.
Ein anderer Wandel in der E-Learning Branche sind die gestiegenen Wechsel der Softwareanbieter. Laut docebo erwägten 2016 fast die Hälfte aller befragten Unternehmen ihr Learning Management System (LMS) auszutauschen. Gründe waren unter anderem der Wunsch nach verbesserten Benutzerfreundlichkeit und einer einfacheren Verwaltung. Dieser Trend löst Langzeit-Verträge aus der Vergangenheit ab und erhöht den Druck der E-Learning Anbieter mit neuen Entwicklungen der Konkurrenz mithalten zu müssen.